Die überwiegende landwirtschaftliche Nutzung im Siedlungsgebiet Ahl wurde erst anders, als der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn dem Jean Mariotte aus Lüttich, der schon mehrere Konzessionen zum Bau von Hammerwerken an der unteren Lahn erhalten hatte, auch die Konzession für den Bau des Ahler Hammers vergab. Damit war auch ein Anrecht verbunden, im Falle von Erzfunden im erzstiftischen Territorio, die Konzession zum Bau von Bergwerksanlagen zu erwerben.

Über diesen Zeitabschnitt ist in dem Buch von Helmut Domke "Alter Berg und feuchtes Tal" -herbstliche Lahnwanderung- geschrieben: "Missionare des Arbeitszeitalters, Unternehmer aus Belgien, haben im 17. Jahrhundert in Ahl eine Hütte errichtet - die Eisengewinnung an der Lahn ist uralt, reicht in frühe Menschheitstage zurück -. Aber dann gab es zwischen Kurmainz und Kurtrier um die Führung des Schiffsweges, weil im Flutloch am rechten Ufer einige Kähne mit Selterwasser und Marmoraltären gesunken waren, bald einen langwierigen Kleinkrieg. Selbst Baltasar Neumann, der Meister komplizierter Kirchengrundrisse, wurde um ein Gutachten bemüht. Als sich die Landesherren endlich verständigt hatten, war die Eisenhütte so heruntergekommen, daß ihre Besitzer sich glücklich schätzten, sie loszuschlagen".

Aber jetzt wieder weiter in der normalen Abfolge.

Die Nachkommen des verstorbenen J. Mariott errichteten Anfangs der 1680er Jahre in Ahl, an der Lahn, große Bauten, um für die Hütte genügend Wasser zu erhalten. Dies führte dazu, daß beim benachbarten "Hohnrheiner" Hammer Wassermangel auftrat und auch die Schifffahrt behindert wurde. Endlose Streitigkeiten mit der kurtrierischen Hofkammer begannen. Die Streitigkeiten wurden endgültig beim damaligen Reichskammergericht durch Vergleich entschieden. Dieser langwierige Prozess brachte den Ahler Hammer in wirtschaftliche Schwierigkeiten und führte auch dazu, daß die Besitzer häufig wechselten. Um 1700 wurde unterhalb des Lahnbogens die Weckbeckersche Mühle errichtet, zu der auch die größeren Lahninseln gehörten. Um diese Zeit wurde auch eine Mineralquelle oberhalb der Weckbeckerschen Mühle unweit der Lahn gefaßt, die sehr bekannt war.

1761 erwarb der Bankier und Hofrat von der Nüll den Ahler Hammer und fügte eine Blechfabrik hinzu. Er konsumierte jährlich ca. 900 Fuder Kohlen und 3400 "Waag" Eisen und produzierte ca 1000 Wagen Guß und Blech. Durch Vererbung und Heirat kam der Ahler Hammer an Jakob Kraus. Der neue Besitzer mußte erhebliche Mittel zuschießen, um den Betrieb wieder in die Höhe zu bringen. Mit dem Einfall der Franzosen kam das Werk zum Stillstand. Von 1795 an arbeitete es ohne Gewinn. Alte Zeichnungen belegen, daß der Ahlerhof um 1800 ein herrschaftlicher Besitz war. Aus diesen Zeichnungen geht hervor, daß neben dem stattlichen Herrenhaus eine Anzahl von Ökonomiegebäuden, aber auch ein besonderer Blumengarten und Tabakgarten sowie ein großer Herrengarten angelegt waren. Der Dichter der Romantik, Clemens von Brentano, weilte 1802 in Koblenz. Aus dieser Zeit datiert seine Liebe zu Johanna Christiana Kraus aus Ahl, der Tochter des Eigentümers des Ahler Hammers, die er mystiefizierend den "Neuen Arnim" nannte. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung Brentano-Haus für das Herrenhaus der Familie Kraus im Ahlerhof. Leider ist dieses Herrenhaus nicht erhalten worden und wurde um 1980 abgerissen.

Die umliegende Konkurenz und die schwierige Holszbeschaffung waren dann die Ursache, daß die Ahler Hütte bereits 1853 wieder einmal zum Verkauf angeboten wurde und auch danach wieder öfter den Besitzer wechselte, 1871 ihren Betrieb einstellte. Zu dieser Zeit bestand das Hüttenwerk aus einem 30 Fuß (1 Fuß = 0,31385 m) hohen Holzkohlenhochofen, einem Eisenhammer mit zwei Frischfeuern, einem Glühofen und einem Walzwerk mit daran hängendem Schneidwerk zur Herstellung von Nageleisen. Die Anlagen der Ahlerhütte sollten bei vollem Betrieb 100 000 Pfund Roheisen in der Woche liefern, wobei ein Teil bei günstigem Wasserstand zu Stab- und Nageleisen verarbeitet werden sollte. Die Ahlerhütte lieferte ihr Roheisen an das an der Mosel liegende Alfer-Eisenwerk, welches derselben Gewerkschaft gehörte. Dieses Eisenwerk fertigte das bekannte weiche, sehnige Alfer-Stabeisen.

Aber auch hier zeichnete es sich ab, daß die Produktion von Holzkohleneisen derjenigen von Kokseisen größtenteils weicht, weil die Holzkohlen bei unverhältnismäßig hohem Preise sehr schwierig zu beschaffen sind und Koks von besserer Qualität als früher geliefert wurde und deshalb die Fertigung eines besseren Roheisens gestatten. Während die Ahler Hütte nur noch allein und mit einem Hochofen Holzkohleneisen produziert, erzeugen die Nieverner und Hohenrheiner Hütte mit drei Hochhöfen Kokseisen.

(F.Odernheimer in "Das Berg- und Hüttenwesen im Herzugtum Nassau 1865) Die Ahler Hütte wurde1872 an die Emser Blei- und Silberhütte verkauft, die sie dann 1892 der Aktiengesellschaft der Grube Friedrichssegen veräußerte.

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