Ab dem 10. 02. 1918 war dann die Schule in eine umgebaute Wohnung in der Neuen Welt verlegt worden. Es war dies die erste Wohnung im ersten Gebäude aus Richtung Ahl. Im Emser Tageblatt vom 13. und 14. März 1919 findet man eine Meldung "Lehrer Eckhardt versetzt nach Diez". Diese Versetzung war - wie etliche andere, u. a. auch nach Diez und Braubach, geplant, wurde aber nicht verwirklicht, da sich Lehrer Eckhardt stets weigerte. Grund für die steten Weigerungen war, daß er mit der Grube verwachsen war. Das dies der Fall war, geht auch aus den schriftlichen Äußerungen in der Schulchronik anläßlich seiner Pensionierung im Jahre 1924 hervor; sie werden aber auch von seinem Enkel Günter Zobel, der ja auch Lehrer war, wie seine Mutter, die Tochter von Herrn Eckardt, bestätigt.

Das Schuljahr 1920 begann mit 52 Schülern:

I. Oberstufe: Knaben 9, (rk 3, ev 6)
Mädchen 7, (rk 3, ev 4)

II. Mittelstufe: Knaben 6, (rk 2, ev 4)
Mädchen 7, (rk 6 ev 1)

III. Unterstufe: Knaben 15, (rk 9 ev 6)
Mädchen 8, (rk 6 ev 2)

Während des Sommers erhöhte sich durch Zuzug die Zahl der Kinder noch um 8, so daß sie am Schluß des Sommerhalbjahres 60 betrug. Unter den zugezogenen waren wieder zwei ausgewiesene Lothringer, die weder deutsch noch französisch konnten. Es mußte deshalb noch eine zweite Aufnahmeklasse errichtet werden. Dazu kamen noch die vielen Versäumnisse, deren Ursache hauptsächlich in dem schlechten Gesundheitszustand der Kinder zu suchen ist. Auch in hiesiger Schule zeigen sich die Kriegsfolgen und erschweren die Arbeit so sehr, daß man mutlos werden könnte. Die Schülerzahl betrug Anfang April 1921 59 Schulkinder. Bis zum 31. 10. 1921 gingen alle schulpflichtigen Kinder aus Friedrichssegen in die "Behelfsschule" in der Neuen Welt. Die Wohnungsnot in Oberlahnstein nach dem 1. Weltkrieg führte dazu, daß die Gebäude am Tagschacht von den Erwerbern der Kon-kursmasse durch die Stadt Oberlahnstein aufgekauft wurden um sie wieder notdürftig instandzusetzen. Nachdem dies geschehen war, wurde mit der Wiederbesiedelung der Wohnanlage Tagschacht begonnen.

 Die Wiederbesiedelung des Tagschachtes brachte es mit sich, daß allein in den Monaten April bis September 1921 33 Schüler in die Schule in der Neuen Welt aufgenommen werden mußten. Die Schülerzahl betrug nach dem Weggang von 3 Schülern im September 1921 89. Leider fehlt es nun an einem passenden Schulhaus, das am Tagschacht gelegene ist ja in Privatbesitz übergegangen. Bereits seit Mai 1921 werden Beratungen gepflogen, Vertreter der Regierung waren schon am 9. Mai 1921 hier, aber zu einem endgültigen Entschlusse ist es bis jetzt nicht gekommen. Im Laufe des Sommers genügte der kleine Schulsaal nicht mehr für Halbtagsunterricht, und es mußten die drei Stufen gesondert unterrichtet werden, Oberstufe von 7 - 10 Uhr, Mittelstufe von 10 - 12 Uhr und Unterstufe von 1 - 3 Uhr. Am 1. November wurde die 2. Stelle, die am 1. April 1913 einging, wieder neu errichtet. Inhaber ist Herr Hugo Heep. Wegen des mangelnden Schulgebäudes ist zum selben Zeitpunkt vorläufig eine 2. einklassige Schule am Tagschacht eingerichtet worden. Die Schulkinder aus den Ortsteilen Ahl und Neue Welt besuchen weiter die Schule im Ortsteil Neue Welt während die Schulkinder der Ortsteile Kölsch Loch und Tagschacht die in der Gastwirtschaft (alte Schule) eingerichtete Schule am Tagschacht besuchen. Weitere 15 Schüler derselben sind neu zugezogen.Somit beträgt die Gesamtzahl der Schule am Tagschacht 47 Schüler.

Der evangelische Religionsunterricht wurde für die evangelischen Kinder beider hiesigen Schulen in der Schule in der Neuen Welt, der für die katholischen Kinder beider Schulen in der Schule am Tagschacht erteilt. Dazu mußten die Schulkinder einmal die Woche den weiten Weg von und zum Kölsch Loch/Tagschacht und in die Neue Welt marschieren. Am 7. und 9. Januar 1922 sowie am 21,22, und 23 April 1922  mußte in der Schule am Tagschacht der Unterricht wegen der Theaterproben des Gesangvereins "Maienblüte" ausgesetzt werden. Die Verhandlungen behufs eines Schulneubaus/Einrichtung einer Schule in einem der vorhandenen Gebäude sind noch zu keinem Abschluß gekommen. Im Laufe des Jahres 1922 nahm in der Neuen Welt die Schule ihren geregelten Gang. Von der Schule am Tagschacht ist dagegen mehr zu berichten:

Das Schuljahr 1922/1923 war in der Schule "Am Tagschacht" reich an Zwischenfällen und Erlebnissen, die in keiner Schule vorkommen. Der Grund dafür ist nur darin zu suchen, daß immer noch kein Schulhaus gebaut und die Schule in einer Gastwirtschaft untergebracht ist. Zur Kirmes mußte die Schule Samstag, 15.6. und Montag und Dienstag 17. und 18. 6. geschlossen bleiben, weil Tanzmusik im Saale abgehalten wurde. Zweimal wurde im Schulschrank ein Einbruch verübt, der in erster Linie der Versäumnisliste galt, die beide Male mitgenommen wurde.Die Polizei hat sich, trotzdem der Fall jedesmal gemeldet wurde, nicht um die Sache gekümmert. Was die Schulversäumnisse angeht, so betragen diese 30 bis 40 %. Die Eltern schicken ihre Kinder tagelang auf die Landorte zum Betteln, und schwerbeladen kehren diese am Abend manchmal auch erst nach Tagen zurück. Ende Januar trat sehr starker Regen ein, der dem Eigentümer des Schulhauses den Keller unter Wasser setzte. Er half sich und lagerte seine Kartoffeln, Bierflaschen und dergl. in den Schulsaal um, so daß die Schule wiederum 3 Wochen unfreiwillige Ferien hatte. -Bei mehreren "Theaterfestlichkeiten" - es ist wirklich notwendig, das Wort zu ironisieren - brauchte man ebenfalls den Schulsaal, und 3 bis 4 Tage waren dann der geringste Schulausfall. Man wird sich wundern, daß die Stadtverwaltung das zuließ.

Aber das Kuriosum verdient hier vermerkt zu werden:

In dem mit der Stadt abgeschlossenen Mietvertrag des Wirtes steht ausdrücklich, daß der Eigentümer jederzeit über den Saal zu seinen Zwecken verfügen kann, ja städtische Arbeiter müssen die Bänke ins Freie tragen, die dann mitunter in Regen- und Schneewasser stehen und weitere 2 bis 3 Tage erst wieder getrocknet werden müssen. Durch die unentschuldigten Versäumnisse ergeben sich andauernd Differenzen mit den Eltern, die dann vielfach in Beleidigungen und Bedrohungen gegen den Lehrer ausarten. Die Folgen bleiben nicht aus, und in vergangenen Jahren mußte der Lehrer viermal beim Schöffengerichte Niederlahnstein Schutz suchen.

Am 10. April 1923 begann das Schuljahr 1923/1924 in der Neuen Welt.Am "Tagschacht" war infolge Mietstreitigkeiten zwischen der Stadt und dem Eigentümer des Lehrsaals die Schule bis zum 7. Mai ausgesperrt. Auch das Winterhalbjahr konnte in der Schule am "Tagschacht" nicht rechtzeitig beginnen. Statt am 11. Oktober nahm hier der  Unterricht erst am 7. November seinen Anfang. Am Ende der Ferien erst ordnete die Stadtverwaltung das Weißen des Schulsaals und Aufstellung eines neuen Ofens an. Durch verspätete Kohlenlieferung und Abhaltung von Tanzmusik im Lehrsaale fielen noch mehrere Tage während des Winters aus. Es wäre endlich an der Zeit, daß die Mißstände, die dem Lehrer die Schulfreude rauben, aufhörten. Ende Januar wurde wieder einmal der Schulschrank geplündert. Die sogleich erbetene Polizei meldete sich erst nach 5 Wochen.

Seit Oktober 1923 findet im Schulsaal am Tagschacht alle 14 Tage katholischer Gottesdienst statt. Herr Präfekt Terres versieht den Dienst. Für die evangelischen Bewohner hält von September bis April Herr Pfarrer Steinmetz - Frücht - an 2 Sonntagen Gottesdienst.

"DAS KIRCHLEIN AUF STOLZEN BERGESHÖHN ABER STEHT VERÖDET; SEIN SCHLANKER TURM MAHNT UMSONST: HIER IST DIE STÄTTE, WO DU ANBETEN SOLLST"

Dieser, im Interesse seiner Schüler  streitbare Lehrer schreibt dann zum Abschied aus dem Schuldienst am 31. 3. 1924:

"Für mich, Lehrer Eckhardt, ist die Scheidestunde gekommen. Schon im November 1923 teilte mir die Regierung zu Wiesbaden mit: "Da Sie am 27. 1. 1924 das 65. Lebensjahr vollenden werden, treten Sie auf Grund des Gesetzes vom 15. Dezember 1920 zum 1. April 1924 in den Ruhestand". 37 Jahre habe ich hier an der Arbeiterschule gewirkt. Ein blühendes Werk war Friedrichssegen, als ich bei der Gesellschaft des "Silber- und Bleibergwerks", die Trägerin der Schullasten war, eintrat. Heute sehen wir überall nur Trümmer vergangener Blütezeit. Möge sich für Friedrichssegen das Dichterwort bewahrheiten:

"Und neues Leben blüht aus den Ruinen".

Die Bevölkerung Friedrichssegens brachte dem sehr beliebten Lehrer ihren Dank dar, der in den Worten gipfelte:

" EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT."

Neben der Verabschiedung von Herrn Lehrer Eckhardt in den wohlverdienten Ruhestand gibt es noch einiges mehr zu berichten. So schreibt der neue Schulchronist, Herr Lehrer Heep, zum Schuljahr 1924/1925 folgendes:
Auch im Schuljahr 1924/25 waren die Schulverhältnisse gleichmäßig unerfreulich. Friedrichssegen ist und bleibt Durchgangsort. Wer in Oberlahnstein sich unmöglich gemacht hat, wird polizeilich hierher verpflanzt. Wer aber anderwärts wieder eine Wohnung bekommen kann, flieht diesen Ort. Im vergangenen Schuljahr kehrten eine Reihe von so genannten "Regie"-Eisenbahnern wieder zurück und brachten der Schule ihre verwahrlosten Kinder wieder. Der Schulneubau läßt nach wie vor auf sich warten. Auf Antrag hat indessen die Schuldeputation den Schulneubau beschlossen, und der Magistrat hat dasselbe getan. Es schweben nunmehr Verhandlungen mit der Regierung über einen Staatszuschuß. Im Schuljahr 1925/26 fielen zur Kirmesfeier die Unterrichtstunden wieder von Samstag bis einschließlich Dienstag aus, weil der Schulsaal wieder einmal als Tanzsaal gebraucht wurde. In den Sommerferien besichtigten Herr Regierungsvizepräsident Scherer, Herr Landrat Niewöhner, Herr Schulrat Winter unter Führung von Herrn Stadtbaumeister Höfer die beiden Schulsäle, um die Notwendigkeit eines sofortigen Neubaues festzustellen. Die dringende Notwendigkeit wurde dabei erkannt und als Bauplatz die ehemalige Reitbahn unterhalb der Neuen Welt in Aussicht genommen. Herr Reg.Vizepräsidnet Scherer versprach, für die baldige Förderung des Neubauprojekts besorgt zu sein. In den letzten Augusttagen unternahm die Schule "Am Tagschacht" eine Reise nach Frankfurt/M.

Auch die Klasse in der Neuen Welt unternahm mehrere Ausflüge. Im Oktober teilte Herr Bürgermeister Dr. Weber in der Schuldeputationssitzung mit, daß der Schulneubau nun endgültig gesichert sei. Die Regierung habe einen Zuschuß von 15 000 Mark zugesagt, und 3 500 M könne die Stadt im Wege des Kredits zu annehmbaren Bedingungen im Frühjahr 1926 von der Nassauischen Landesbank erhalten. Im Frühjahr 1926 werde mit dem Bau begonnen. Der Chronist, Herr Lehrer Heep, hatte in der Sitzung nach der Bekanntgabe des baldigen Baubeginnes den Ausspruch getan:

"Die Botschaft hör` ich wohl, allein mir fehlt der Glaube".

Der Ausspruch fand seine Berechtigung. Ein neues "Schulprojekt" ist aufgetaucht. Herr Multhaupt - Haus Jungfried - hat die neu erbaute, noch im Rohbau stehende Autogarage am Eingang zum Süßgrund der Stadt Oberlahnstein angeboten. Sofort ist der Schulneubau in der Versenkung untergetaucht, und die städtischen Behörden ereifern sich für das neue Projekt. Die Garage als Schule hat schwere Bedenken. Zwar sind 2 schöne Wohnungen vorhanden, die respektablen Lehrerwohnungen abgäben, allein die Räume der Garage zu Schulräumen umgewandelt ergäben 2 Räume im Ausmaß von 8 x 4 m, also sehr schmale Säle. In der Hauptsache aber spricht gegen das Projekt der weite Weg (50 Minuten), den die Kinder des Tagschachtes täglich 2 x zurücklegen müßten. Trotz dieser Bedenken hat sich Schulrat Winter nach Besichtigung des Gebäudes am 8. Dezember 1925 für Annahme des Projektes entschieden, auch Magistrat und Schuldeputation haben demgemäß beschlossen und den Plan der Regierung zur Genehmigung vorgelegt.

Am 8. Dezember revidierte Schulrat Winter auch die Schule am Tagschacht Die Arbeitslosigkeit hat mit Einbruch des Winters ein großes Ausmaß angenommen. Das sieht man auch daran, daß unter 50 Kindern der Schule am Tagschacht nur 8 sind, deren Väter arbeiten.Am 28 Januar 1926 besuchte Herr Oberregierungs-Schulrat Dr. Liese in Begleitung von Herrn Schulrat Winter die Schule in der Neuen Welt und am Tagschacht. Ende Januar 1926 fand auf Antrag der Lehrpersonen eine ärztliche Untersuchung der Schulkinder durch Herrn Dr. Schnell - Oberlahnstein - statt, die bezüglich des Gesundheitszustandes der Kinder und auch, weil die Kinder, bezüglich ihrer Reinlichkeit usw. entsetzliche Zustände zutage treten ließen. Am schlimmsten war das Ergebnis der Schule am Tagschacht, wo 65 % als Tuberkulose belastet oder TBC-gefährdet und 75 % als körperlich schmutzig bezeichnet wurden. Unerwähnt sind hier die zahlreichen Feststellungen von Schwachsinn, Drüsenerkrankungen usw. Eine im Laufe des Monats Februar 1926 vorgenommene Kreisärztliche Untersuchung bestätigte im allgemeinen die Feststellungen des Herrn Dr. Schnell. Herr Med.Rat Dr. Klein erklärte, daß in Friedrichssegen der Gesundheitszustand der Schulkinder am schlechtesten sei von allen Gemeinden des Kreises. Zur Besserung des Gesundheitszustandes der Kinder wurde eine Schulspeisung eingerichtet, bei der Milch und Kakao verabreicht wurden. Es wurden zunächst 20 Kinder in Kur geschickt. Weitere Verschickungen sollen folgen.

Ende Februar 1926 fand eine kreisärztliche Untersuchung der Schulräume usw statt mit dem Ergebnis, daß dieselben nicht im entferntesten nur den primitivsten Anforderungen genügen.
Ende April 1926 brachen "Am Tagschacht" die ansteckenden Wasserpocken aus, die eine Reihe von Kindern, besonders die der Unterstufe, erfaßte und meist unter böser Fieberbegleitung längere Zeit aus der Schule entfernte.

Unser armer Schulneubau!

Immer dann, wenn wir ihn fast erreicht haben, entfernen wir uns wieder von ihm weiter denn je. So ist es auch diesmal wieder. Nachdem die Regierung das Projekt der Garage genehmigt und gar einen Zuschuss vom 15 000 Mark dazu bewilligt hat, ist es von der Stadtverordnetenversammlung Oberlahnstein abgelehnt worden. Nun taucht wieder einmal der Plan eines Schulpavillons auf, der in der Nähe der Kirche errichtet werden soll. Das ehemalige Kasino, in dem ich bereits 4 Jahre wohne, soll zu Lehrerdienstwohnungen ausgebaut werden. Über die Aussichten dieses Planes Prophet zu werden, ist eine undankbare Aufgabe. Lehrer Hugo Heeps Gesundheit war durch die Schulmisere so starkt angegriffen, daß er längere Zeit erkrankte. Als Vertreter wurde sein Bruder Emil, ebenfalls Lehrer, mit der Vertretung beauftragt.

Am 16. 11. 1926 nahm Lehrer Hugo Heep die Lehrtätigkeit wieder auf. Ebenfalls am 16. 11. 1926 ist in einer Übersicht über die Schulverhältnisse im Regierungsbezirk Wiesbaden 1926 zu lesen: Neubau einer zweiklassigen Schule mit zwei Lehrerwohnungen in Friedrichssegen für 70 000 Mark erforderlich.
Begründung:

Die bisherigen Klassen sind getrennt untergebracht. Die eine befindet sich im Wirtshaussaal, die andere in einem Arbeiterwohnhaus. Da die jetzigen Verhältnisse unhaltbar sind, muß unbedingt zum Neubau geschritten werden. Die Gewährung eines möglichst hohen Staatsdarlehns ist, um diesen Bau endlich herstellen zu können, sehr dringend erforderlich. Auch ist die Gewährung einer Baubeihilfe sehr dringend erwünscht. Die Stadt  Oberlahnstein ist leistungsschwach, sie hat jährlich für das städtische Gymnasium etwa 80 000 Mark aus eigenen Mitteln aufzubringen. Die Schularbeit während des Winterhalbjahres jedoch war besonders mühsam durch die vielen Versäumnisse durch Erhoungskuren und Krankheiten.Am 13. März 1927 weilte wieder einmal eine Kommission hier, bestehend aus den Herren Oberregierungsrat Bieser, Regierungsrat Dr. Pank, Regierungsbaurat Poppendieck, Schulrat Böhringer, Landrat Niewöhner, Kreisbaumeister Christe, Bürgermeister  Dr. Weber, Stadtbaumeister Höfer, Mag.Schöffe Laveth, die Stadtverordneten Breitscheid und Casper sowie Konrektor Schmidt, desgl. Herr Lehrer i.R. Eckhardt und Vorsitzender des Bürgervereins Teck von hier und auch Lehrer Heep, um - wie man sagte endlich einmal die leidige Schulneubauangelegenheit einer Lösung zuzuführen. Nach eingehender Besichtigung der ganzen Kolonie fand eine ebenso eingehende Aussprache in der Wirtschaft Arnold statt in deren Verlauf der Schulbaudezernent, Herr Dr. Pank, der, wie er sagte , von den Zuständen "geradezu erschüttert" war, einen Neubau als allgemeine Lösung forderte, wozu er einen Regierungszuschuß vom 20 000 RM in Aussicht stellte. Den Vertretern der Gemeinde wurde sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß die Regierung diesmal auch vor Zwangsmaßnahmen nicht zurückschrecken werde. "OBS NUN HILFT" ???

 Mit dem 21. April 1927 nahm das Schuljahr seinen Anfang.

Für die Schule am Tagschacht jedoch unter gänzlich veränderten Verhältnissen. Am 15. März 1927 hatte der Vermieter des Schulsaales, Gastwirt Arnold, der Stadt den Saal gekündigt, weil er dachte, damit seine Mietforderung von 50 RM auf 80 RM monatlich erhöhen zu können. Diesmal war das aber eine falsche Rechnung. Im Januar 1927 war nämlich durch Wegzug einer Eisenbahnerfamilie der 1. Stock des städtischen Wohnhauses "Casino" in dem auch die Wohnung des Lehrers Heep liegt, frei geworden. Der Magistrat trat an Lehrer Heep heran mit der Anfrage, ob ihm eine Verlegung der Schule genehm sei. Trotz großer Bedenken hat sich Lehrer Heep einverstanden erklärt, allerdings mit der Einschränkung, daß es sich nur um eine vorübergehende Einrichtung handeln dürfe. Das Kasino mit seinem vollständig morschen Fundament wird niemals, auch wenn es gemeindeeigen ist, eine endgültige Schule werden. Außerdem ist es bereits 1920 einmal von der Regierung als zum Schulbau ungeeignet abgelehnt worden. Die "Herrichtung" des Kasinos war schnell geschehen. Eine Wand zwischen zwei Zimmern wurde durchbrochen, der faule Fußboden notdürftig ausgebessert, die Wände gestrichen, draußen aus Bret-tern 3 Abortzellen und ein Pissoir an die Wand geklebt, - und schon war man in Oberlahnstein seiner Schulsorgen wieder ledig. Ein Vorteil gegen früher ist allerdings festzustellen: Es braucht nicht immer und immer wieder geräumt zu werden! Zur Entlastung des Lehrers Heep wurde eine Hilfslehrerstelle an der "Schule im Kasino" eingerichtet. Hierzu ist noch zu erwähnen, daß es derzeit nicht möglich war, die Hilfslehrer in Friedrichssegen wohnlich unterzubringen. Das führte dazu, daß zwei nach Friedrichssegen berufene Hilfslehrerinnen in benachtbarten Orten untergebracht werden mußte.Dieser Umstand führte dann auch dazu, daß sich diese Hilfslehrerinnen alsbald wieder von Friedrichssegen verabschiedeten. Dies wurde erst anders mit dem dann berufenen Hilfslehrer Schneider, dem nachmaligen langjährigen Lehrer in Miellen.

Nun konnte endlich die bisher einklassige in eine zweiklassige Schule umgewandelt werden. Zu Beginn des Winterhalbjahres hat die Schulspeisung in der üblichen Form wieder begonnen. Erholungskuren haben den ganzen Sommer angedauert und sind

vorläufig beendet. Der Aufenthalt im nassen Kasino, das auch durch einen erbärmlichen Ofen kaum erwärmt wird, ist keine Freude. Es wäre wahrlich an der Zeit, zu anderen Verhältnissen zu kommen. Die Erwerbslosigkeit ist wieder außerordentlich stark. Kaum ein Viertel arbeitet noch. Wohin soll das bloß noch führen ! Mit dem 17. April 1928 begann nach Aufnahme der Neulinge das neue Schuljahr. Die drückende Not wirkt sich bei der Beschaffung der Schulbücher und Hefte so aus, daß mehr als die Hälfte aller Schulbücher von der Schule gestellt werden müssen. Ja, man glaubt`s schon nicht mehr, und spätere Leser werden den Kopf schütteln über die Hartnäckigkeit mit der dieser Kampf geführt wird. Im vergangenen Jahre war der Neubau soweit gesichert, der Platz unter der Neuen Welt auf der Reitbahn festgelegt, bis Herr Multhaupt ihn uns verweigerte, weil er ihn zu seinem Grubenbetrieb brauche(?).

Eine neue Kommission, bestehend aus den Herren Reg. Rat Dr. Pank, Reg. u. Baurat Blümerl, Landrat, Schulrat, Kreisarzt, Bürgermeister, Baumeister und Lehrer Heep und unter Beisein des Diezer Bergrates legte dann nolens - volens den Platz an der ehemaligen Gasanstalt als Bauplatz fest. Wahrlich kein Ideal ! Jetzt, sobald die Bauperiode begänne, sollte angefangen werden. Aber, wie immer, man hört nichts! Der Magistrat, insbesondere die Stadtverordnetenversammlung, denken gar nicht daran für dieses Stiefkind Friedrichssegen etwas wirklich durchgreifendes zu tun.

Etwa seit dem 15. Mai 1928 hatte Lehrer Heep mit Genehmigung des Schulrats einen zweiten "Schulsaal" geschaffen, und zwar in der ehemaligen Kirche. In dieser ehemaligen Kirche fehlt jeglicher Inventar. Der Fußboden fehlt zum Teil, zum Teil ist er sehr verschmutzt. Um während der heißen Tage nicht die Kinder und Lehrer der Unterstufe in der Nachmittagshitze beschäftigen zu müssen, haben wir den Fußboden der Kirche einmal gründlich gereinigt, dann Schulbänke, Tafel, Tisch und Stuhl hinaufgefahren und seitdem die Kirche als Sommerschulraum für die Oberstufe benutzt. An warmen und trockenen Tagen ist sie ja die reinste Waldschule. Wehe aber, wenn schlechtes Wetter eintritt! Dann regnets schief zu den Fenstern herein, und es bleibt nichts übrig, als hinten unter die ehemalige Empore umzuziehen, wo wegen des dort herrschenden Dämmerlichtes allerdings nur mündlicher Unterricht ohne Benutzung von Büchern möglich ist. Und grausam zieht`s an solchen Tagen da oben, so stark, daß die Kinder sich Mäntel mitbringen, mitten im Sommer! Es ist ein fürchterliches Schulelend! Fast zum Verzweifeln!Bereits zu Jahresbeginn war vom Magistrat versucht worden, das Kasino (Schule und Lehrerwohnung) etwas zu renovieren und es als endgültigen Schulbau anerkannt zu erhalten. Dank des Eingreifens der Herren Reg. Rat Dr. Pank und Reg. Baurat Blümel wurde dieser Plan vereitelt. Aber gleich nach den Sommerferien begann der Magistrat auf eigene Faust mit den Arbeiten zu dem offenbaren Zwecke nach der Reparatur die Anerkennung als Schulgebäude zu erreichen. Durch einen Wanddurchbruch im hinteren Teil des Hauses sollte außerdem ein zweiter Schulsaal geschaffen werden. Die brüchige Wand wurde abgerissen, das ganze Gebäude aufgesperrt um die mit Gebäudeschwamm durchzogene Hausschwelle herauszunehmen usw.


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