Eine neue Zeit brach an. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei (NSDAP) schuf 1933 für 12 Jahre ein "Tausendjähriges Reich". Diese 12 Jahre brachten dem Deutschen Volk und der ganzen Welt noch größeres Leid, als der 1. Weltkrieg 1914 - 1918. Es ist nicht Aufgabe des Chronisten hier über diese neue Zeit zu berichten; vielmehr wird darauf nur hinzuweisen sein, wenn es sich um Belange von Friedrichssegen handelt. Die Vereine wurden damals durch die NSDAP "gleichgeschaltet", was gleichbedeutend mit dem Verlust einer demokratischen Selbstverwaltung der Vereine war. Ohne die NSDAP lief nichts mehr. So wurde damals schon der MGV Glückauf mit dem MGV Eintracht zusammengelegt, wobei aber überwiegend nur noch die Sänger des MGV Eintracht die Sangestradition hochhielten und fortführten. Dazu hatte aber auch eine Familienfete geführt, in der leider ein Friedrichssegener getötet wurde. Dies geschah im April 1934. Der 1933 an die Macht gekommenen NSDAP gelang es viele Bürger wieder in Arbeit und Brot zu bringen, auch viele aus unserem Dorfe. Welchen Preis mußte Deutschland und die Welt dafür zahlen?

Unter dem 23. April 1934 erscheint eine Notiz im Koblenzer General-Anzeiger wonach:Die vom Bischof zu Limburg ausgesprochene Umpfarrung des Bezirks Friedrichssegen aus der Kirchengemeinde Braubach in die von Oberlahnstein ist auf Grund der vom Minister erteilten Ermächtigung von Staats wegen bestätigt und in Vollzug gesetzt. 1937 wurde die 1889 geweihte Simultankirche "Friedenskirche" im Kölsch Loch durch Pioniere der neuen Deutschen Wehrmacht gesprengt.

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Die Simultankirche im Modell und auf einer alten Fotografie

 Unter dem 22. 6. 1937 wurde berichtet, daß auf Haus Jungfried ein Erbhof errichtet und derselbe Frau Multhaupt übergeben wurde. Am 14. 11. 1937 wurde beim Tonwerk ein Arbeitsfrontdenkmal eingeweiht. In einem aus Backsteinen gemauerten Kranz war ein Hakenkreuz eingesetzt.1937 wurde neben der Volksschule eine neue katholische Kirche gebaut  und im Herbst geweiht. Das Baugrundstück hierfür wurde bereits 1936 von der Stadtgemeinde Oberlahnstein erworben.Die Kirche war mit 17 040 RM veranschlagt und für 17 154.77 RM von der Firma Bauunternehmung Anton Geil, Oberlahnstein, gebaut und abgerechnet. Die Bausumme wurde mit 17 000 RM durch den Bonifazius-Verein und  40.00 RM freiwillige Gaben erbracht. Die geringen Mehrkosten in Höhe von 114,54 RM wurde durch das Bistum Limburg abgedeckt.

Eine Firma ließ 1938 den abgelagerten Schlamm der ehemaligen Waschanlage und die Haldenbestände auf Blei- und Zinkerz untersuchen. Der Schreiber dieser Meldung fügte hinzu: "Ob wirklich neues Leben hier erblühen wird?"

Im Jahre 1938 geschah es dann auch, daß die Stützmauer der in Richtung Gastwirtschaft Arnold auf dem Tagschacht links gelegenen Häuserreihe am 3. Gebäude in Höhe der mittleren Wohnung (zu dieser Zeit Wohnung Peil) dem Berg nachgab und die hintere Wand des Wohngebäudes eindrückte. Personen kamen nicht zu Schaden. Daraufhin wurde die Standfestigkeit der gesamten Stützmauern im Wohnbereich "Tagschacht" untersucht. Dazu steht in der Schulchronik aus dem Jahre 1938 folgendes geschrieben:

"Am 28. August 1938 wurde Lehrer Rheingans von der Kreisleitung aufgefordert einen Tatsachenbericht über die Familien- und Wohnverhältnisse in den Ortsteilen Kölsch Loch und Tagschacht einzureichen. Am 19. September 1938 weilte eine Kommission hier, um sich an Ort und Stelle von den Zuständen zu überzeugen.
Ihr gehörten an:

Kreisleiter, Landrat, Kreisarzt, der Direktor des Arbeitsamtes, Kreisobmann der DAF (Deutsche Arbeitsfront) Kreisamtsleiter der NSV(Nationalsozialistische Volksfürsorge),
Bürgermeister und Stadtbaumeister der Stadt Oberlahnstein.

Alle waren der Ansicht, daß die in den genannten Ortsteilen wohnenden 78 Familien mit rund 320 Personen schnellstens umgesiedlet werden müßten." Dieser Beschluß ist wohl mehr auf das Einwirken der Natur, als auf die Einsicht der beteiligten Instanzen gefaßt worden. Es dauerte ja dann auch noch 32 Jahre bis die Ortsteile Kölsch Loch und Tagschacht entsiedelt waren, obwohl die Stadtverwaltung Oberlahnstein veranlaßt worden war, Geldprämien für den vorzeitigen Auszug auszuwerfen. Das hat bei einigen Familien verfangen. Die Mehrzahl verlangte jedoch Ersatzwohnung in den unteren Ortsteilen Neue Welt und Ahl oder im inneren Stadtbereich. Dabei gab es Schwierigkeiten, denn Oberlahnstein wollte zu dieser Zeit große Teile der Offiziere, Unteroffiziere und Beamten der neuen, großen Garnison Niederlahnstein bei sich unterbringen, je mehr je lieber. Die Bewohner der betroffenen linken Häuserreihe wurden schnellstens umgesiedelt. Die meisten der betroffenen Bewohner wurden dann auch innerhalb des Ortes Friedrichssegen, einige nach Oberlahnstein umgesiedelt. Andere wurden durch die Vermittlung des Arbeitsamtes in den Raum Gummersbach (Spinnereien) und in das Braunkohlerevier im Raume Köln umgesiedelt, weil hierfür die schon erwähnten Geldprämien gezahlt  wurden. Auch wurden nach und nach die Bewohner der rechten Häuserreihe umgesetzt. Durch die Umsiedlungsaktion der Bewohner der Ortsteile Kölsch Loch und Tagschacht warf sich auch die Frage auf, die seit 1878 bestehende evangelische Kirchengemeinde, wegen der geringer gewordenen Anzahl von protestantischen Mitbürgern, wieder aufzulassen und die verbliebenen Bürger evanglischen Glaubens wieder in die evangelische Kirchengemeinde Frücht umzupfarren. Aus einem entsprechenden Bericht des damaligen langjährigen Pfarrers Steinmetz (1907 bis 1947) an das Landeskirchenamt in Wiesbaden aus dem Jahre 1939 ist eine treffende Schilderung der wirtschaftlichen Struktur und Lage entnommen:

7. Der augenblickliche zahlenmäßige Bestand der Kirchengemeinde Friedrichssegen, ca. 120 Seelen, wird nach Verwirklichung der Pläne der Kreisleitungen noch etwas abnehmen bis zu einem gewissen Beharrungszustand, den ich auf 90 - 100 Seelen schätze. Die Frage ist, ob er sich je wieder heben wird. Das hängt von einer Höherentwicklung heimischer Industrie ab. Das Bergwerk ist so gründlich vernichtet, daß Friedrichssegen als letztes aller stillgelegten Bergwerke zu einer Wiederbelebung kommt. Zudem liegt im Grubenfeld eine geologische Verwerfung vor, durch die alle Erzvorkommen nesterartig sind. Die markscheidenden Grubenfelder Braubach und Ems-Lindenbach sind auch stillgelegt, aus Gründen der Konjunktur der Erzpreise, aber unter Erhaltung aller sofort wieder benutzbarer Einrichtungen. Im Lahntal liegt das Elektrizitätswerk, ein Wasserkraftwerk, das nur wenige Mann Bedienung benötigt. Die nördlich davon gelegene Ahler Hütte besteht nicht mehr, seit 70 Jahren. Die Lagerhallen und das Gelände bis zum Tonwerk sind Lager für eine Koblenzer Schrotthandlung, die auch nur wenige Mann Belegschaft hat. Das zur Gemeinde Miellen gehörende Tonwerk hat heute infolge der Wehrbauten guten Absatz; es ist aber nur ein Saisonbe-trieb. Von der etwa 100-köpfigen Belegschaft wohnt nur ein geringer Teil in Friedrichssegen. Für noch andere Industrie fehlt es in den engen Tälern der Lahn und des Erzbaches an Gelände. Nur der Vollständigkeit halber verzeichne ich noch das Gerücht, es solle im oberen Tal ein Munitionsdepot errichtet werden.Nach meinem dafürhalten verbleibt der untere Teil des Tales als 2 Wohnkolonien.
Es ist erstaunlich, welchen Weitblick dieser alte Pfarrer hatte.

Aber was kam danach?

1939 brach der 2. Weltkrieg aus.Die Wohnungen der rechten Häuserreihe wurden, soweit sie noch nicht abgerissen waren, dazu benutzt, Mitbürger jüdischer Abstammung der Kreise Rüdesheim, St. Goarshausen und Diez hier für einige Zeit zu sammeln, bevor sie dann in die Konzentrationslager deportiert wurden. In der Schulchronik der Schulen in Friedrichssegen ist hierzu folgendes vermerkt:

Jahr 1941:

Im Juli verließen viele Familien den Ortsteil Tagschacht. Sie fanden Wohnungen in Bad Ems, Oberlahnstein, Eltville und Rauenthal. Auch die letzten 5 Familien sollen baldigst an anderen Orten untergebracht werden.Dafür soll Friedrichssegen neue Gäste erhalten. Sie zíehen ein, Judenfamilien der Kreise St. Goarshausen, Unterlahn und Unterwesterwald, 24 Familien. Die Maßnahme findet wenig Verständniß bei der hiesigen Bevölkerung. Die Männer arbeiten im Eisenlager und Verschrottungsbetrieb Narmann, die Frauen im Tonwerk. Die Kinder besuchen nicht die hiesige Schule.

Jahr 1942:

Die Juden haben Friedrichssegen wieder verlassen, von hier aus erfolgte ihr Abtransport nach Frankfurt am Main. Nachdem die Haushaltungseinrichtungen durch das Finanzamt öffentlich versteigert waren, richtete die Stadt Oberlahnstein in den leer stehenden Häusern auf Tagschacht ein Arbeitslager für Ostarbeiter. Doch bevor das Lager belegt wurde, beschlagnahmte die Wehrmacht Häuser und Gelände auf Tagschacht für Übungszwecke. Ein Dauerkommando in Stärke von 18 Mann ist bereits eingetroffen. Die letzten auf Tagschacht wohnenden Familien werden im Haus Wolf, dem ehemaligen Haus des Direktors der Grube untergebracht. Ein Arbeitskommando der Wehrmacht hat mit der Instandsetzung des Gebäudes begonnen. Es soll hier die Liste der jüdischen Opfer, die vorübergehend auf dem Tagschacht untergebracht waren, folgen:

1. Ackermann, Hedwig, geb. Lorig, 13. 4. 11 in Butzweiler, Hausfrau,Oberlahnstein-Friedrichssegen von Weyer, Tagschacht ab 26. 11. 1941; deportiert: 10. 06. 1942 in den Osten, verschollen Osten.

2. Ackermann, Karoline, geb. Mandel 10. 01. 1875 in Niedergrünbach, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Weyer, Tagschacht ab 26. 11. 1941; deportiert: 28.08.1942 nach Frankfurt/M - Theresienstadt, gestorben 01. 12. 1942 in Theresienstadt.

3. Ackermann, Nathan, 9. 11. 1938 in Koblenz, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Weyer, Tagschacht ab 26. 11. 1941; deportiert: am 10.06.1942 in den Osten, verschollen im Osten.

4. Ackermann, Siegfried, 02. 10. 1902 in Weyer, Arbeiter, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Weiher, Tagschacht ab 26. 11. 1941; deportiert am 10. 06. 1942 nach dem Osten, gestorben in Majdanek/Lublin am 25.07.1942..

5. Ahronsohn, Klara, geb. Blumenthal 4. 4. 1888 in Oberlahnstein; Oberlahn-

stein-Friedrichssegen von Oberlahnstein, Martinstr. 2; Tagschacht ab 1941, deportiert nach Sachsenhausen dort am 15. 10. 1941 verstorben.

6. Baer, Emil 12. 04. 1976 in (Oberlahnstein), Kaufmann; Oberlahnstein-Friedrichssegen von Oberlahnstein Martinstr. 2; Tagschacht ab 1941, deportiert: 26. 08. 1941 nach Sachsenhausen dort verstorben am 15. 10. 1941.

7. Baer, Hedwig geb. Strauß, 9. 8. 1888 in Herschbach, Hausfrau, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Herschbach; Tagschacht ab 4.9.41; deportiert: 28. 8. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Osten.

8. Baer, Johanna geb. Marx, 6. 7. 1873 in Trier, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein Martinstr. 2; Tagschacht  ab 1941: deportiert: 28.8.1942 Frankfurt/M - Theresienstadt  verschollen in Minsk.

9. Baer, Ludwig 16. 09. 1887 in Arloff, Kreis Euskirchen, Arbeiter; Oberlahnstein - Friedrichssegen von Herschbach, Tagschacht ab 9. 4. 1941, deportiert 10.06.1942 in den Osten; verschollen im Osten.

10. Baer, Minna geboren: 26. 12. 1877 in Oberlahnstein, Schneiderin, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein Martinstraße 2,deportiert: 10. 06. 1942 nach dem Osten, verschollen im Osten.

11. Blumentahl, Else geboren am 26. 08. 1886 in Nassau, Arbeiterin, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein, Martinstr. 2 Tagschacht ab 1941, deportiert: 10.06.1942 in den Osten verschollen im Osten.

12. Davidso(h)n, Conrad geb. 7. 5. 1889 in Pankow-Berlin, Reichsbahnrat; Oberlahnstein - Friedrichssegen von Eltville, Rheinstraße 7, Tagschacht ab 15. 10. 1941, hatte überhaupt nicht gewußt, daß er Jude war; war darüber sehr unglücklich, verstorben 28. 8. 1942, ertrunken im Rhein - Freitod.

13. Grünebaum, Albert geb. 01. 07. 1895 in Kehlbach/St. Goarshausen, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Lierschied;Tagschacht ab 18. 08. 1941; deportiert: 28. 08. 1942 nach Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Auschwitz.

14. Gruenebaum, Berta, geborene Levy, 21. 7. 1893 in Kirf/Saarburg, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Lierschied, Tagschacht ab 8. 9. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 There-sienstadt, verschollen Auschwitz.

15. Gruenebaum, Hilde geboren am 2. 3. 1931 in Lierschied/St. Goarshausen Oberlahnstein - Friedrichssegen von Frankfurt/M, Hans Thomastr. 24; Tagschacht ab 10. 6. 1942, deportiert: Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Auschwitz.

16. Grünebaum, Ruth wie Gruenebaum, Hilde.

17. Heimann, Adolf 4. 7. 1891 in Montabaur, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montaubaur, Rebstockstr. 38; Tagschacht ab 28. 08. 1941, deportiert: 10.06.1942 in den Osten, für tot erklärt im Osten.

18. Heimann, Betti, geborene Goldschmidt 19. 12. 1890 (1893?) in Singhofen/Unterlahn, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur, Rebstockstraße 38, Tagschacht ab 21. 8. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 in den Osten, für tot erklärt Osten.

19. Heimann, Heinrich, 23. 10. 1889 in Montabaur, Rebstockstraße 38, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur, Tagschacht ab 21. 8. 1941: deportiert: 10. 06. 1942 in den Osten, für tot erklärt Osten.

20. Heimann, Reg(g)a oder Recha geborene Stern, 16. 08. 1888 in Meudt/Westerwald, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur, Vordere Rebstockstraße 24; Tagschacht ab 30. 08. 1941; deportiert am 10. 06. 1942 in den Osten, für tot erklärt.

21. Heyum, Gert(d) 15. 6. 1928 in Erbach/Rheingau, Oberlahnstein-Friedrichssegen aus Frankfurt/M, Röderbergweg 81, im Kasino (Kölsch Loch) ab 26. 11. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

22. Heyum, Johanna geborene Israel, 29. 10 1894 in Kirchberg/Simmern, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Erbach; im Kasino (Kölsch Loch) ab 26. 11. 1941; deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

23. Heyum, Karl 15. 6. 1884 in Erbach/Rheingau; Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Weyer, Tagschacht ab 26. 11. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 in den Osten, verschollen Osten.

24. Israel, Adelheid geb. Gerson, 30. 11. 1870 in Kirchberg/Simmern, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Erbach; Tagschacht ab 26. 11. 1941, deportiert: 28.08.1942 Frankfurt/M-Theresienstadt, - 19. 09. 1942 Theresienstadt.

25. Israel, Ella, 18. 12. 1895 in Kirchberg/Simmern, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Erbach, Tagschacht ab 26. 11. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

26. Jessel, Flora, 29. 12. 1883 in Weilburg/Lahn; Arbeiterin, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Bad Ems, Römerstraße 12; Tagschacht ab 29.08. 1941, deportiert: 28.08. 1942 Frankfurt/M Theresienstadt, - 22. 03. 1943 Theresienstadt.

27. Jessel, Louis 17. 5. 1873 in Weilburg/Lahn, Arbeiter; Oberlahnstein - Friedrichssegen von Bad Ems, Römerstraße 12; Tagschacht ab 29.08.1941; deportiert: 28.08.1942 Frankfurt/M - Theresienstadt -15. 7. 1944 Thersienstadt.

28. Kahn, Albert 10. 03. 1874 in Montabaur/Unterwesterwald, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur, Vorderer Rebstock 24; Tagschacht ab 21. 08. 1941; deportiert: 28. 08. 1942, Frankfurt/M - Theresienstadt, für tot erklärt Minsk.

29. Kahn, Billa (Sibilla) geborene Wolf, 26. 03.1882 in Kobern, Arbeiterin, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur. Vorderer Rebstock 24; Tagschacht ab 21. 08. 1941; deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M-Theresienstdadt, verschollen Minsk.

30. Kahn, Hilde geborene Mendel (l), 15. 09. 1888 in Engers-Neuwied,Arbeiterin, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur,Vorderer Rebstock 24, Tagschacht ab 28. 08. 1941, deportiert: 28. 08. 1942, Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Minsk.

31. Kahn, Leopold 12. 01. 1876 in Montabaur/Unterwesterwald, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Montabaur, Vorderer Rebstock 38, Tagschacht ab 22. 08. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, für tot erklärt Minsk.

32. Kaufmann, Gustav 17. 08. 1875 in Osterspai, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein, Martienstraße 2, Tagschacht ab 1941 deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Auschwitz.

33. Kaufmann, Helene geborene Brueckheimer, 31. 03. 1877 in Kühlsheim, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein, Tagschacht ab 08. 08. 1941; deportiert 28. 08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, für tot erklärt Auschwitz.

34. Kaufmann, Jakob 04.07. 1875 in Osterspai, Rentner, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein, Martinstraße 2, Tagschacht ab 12. 08. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M-Theresienstadt, verschollen Minsk.

35. Kaufmann, Mathilde geborene Kann, 02. 03. 1875 in Dörrebach/Kreuz- nach, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Oberlahnstein, Martinstraße 2, Tagschacht ab 12. 08. 1941; deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Minsk.

36. Kaufmann, Sophie 12. 03. 1902, Osterspai/St. Goarshausen, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Niederlahnstein, Hochstraße 14, Tagschacht ab 08. 08. 1941, deportiert: zum Osten, für tot erklärt Osten.

37. Koenigsberger, Fanny 16. 09. 1866 in Bad Ems/Unterlahn, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Bad Ems, Tagschacht ab 12. 08. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt - 24. 09. 1942 Theresienstadt.

38. Levi, Paul 25. 08. 1910 in Niederlahnstein, Johannisstraße, (taubstumm) Friedrichssegen - Tagschacht ab 12. 08. 1941, arbeitete bei Strabag in Niederlahnstein, wohnte später bei Köln, heiratete taubstumme Frau aus Augsburg (Schneiderin); deportiert von Augsburg mit Ehefrau nach Auschwitz, verschollen Auschwitz.

39. Lorig, Hermann, 18. 08. 1861 in Burrweiler, Viehhändler, Oberlahnstein -Friedrichssegen von Weyer, Tagschacht ab 16. 11. 1941, verstorben am 14. 12. 1941 in Oberlahnstein.

40. Mannheimer, Moritz 25. 08. 1868 in Eltville / Rheingau; Oberlahnstein-Friedrichssegen von Eltville; Tagschacht ab 26. 07. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M-Theresienstadt, für tot erklärt Minsk.

41. Mannheimer, Betty 12. 02. 1877 in Frankfurt/M, Hausfrau, Oberlahnstein -Friedrichssegen von Eltville; Tagschacht ab 26. 07. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 Frankfurt/M-Theresienstadt, verschollen Minsk.

42. Neumann, Albert 02. 01. 1878 in Rauenthal/Rheingau; Oberlahnstein-Friedrichssegen von Rauenthal, Adolf Hitler-Straße 66, Tagschacht ab 29. 07. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, für tot erklärt Minsk.

43. Neumann, Josepf 15. 04. 1873 in Rauenthal/Rheingau, Oberlahnstein-Friedrichssegen von Rauenthal, Adolf Hitler - Straße 72,  Tagschacht ab 29. 07. 1941, deportiert: 28 .08. 1942 Frankfurt/M - Theresienstadt, verschollen Minsk.

44. Neumann, Lora 10. 02. 1926 in Eltville/Rheingau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Rauenthal, Adolf Hitler - Straße 72, Tagschacht ab 29. 07. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

45. Oppenheimer, Hedwig geborene Blumenthal, 21. 03. 1885 in Nassau/Unterlahn, Kauffrau ?, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Bad Ems, Römerstraße 64, Tagschacht ab 15. 08. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

46. Oppenheimer, Moritz 16. 05. 1878 in Bad Ems/Unterlahn,Kaufmann, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Bad Ems, Römerstraße 64, Tagschacht ab 15. 08. 1941, deporiert: 10.06. 1942 zum Osten, verschollen Osten.

47. Simons, Helene (geb. Baer - Gedenkband) 01. 06. 1888 (01. 06. 1887 -Gedenkband) in Seligenstadt/Hessen, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Eltville, Tagschacht ab 26. 07.1941, deportiert: Frankfurt/M-Theresienstadt - 07. 04. 1944 Theresienstadt.

48. Simons, Julius 27. 08. 1878 in Biesdorf, Arbeiter, Oberlahnstein - Friedrichssegen ab 26. 07. 1941, deportiert: 28. 08. 1942 nach Frankfurt/M - Theresienstadt, - 09. 11. 1943 Theresienstadt.

49. Suesskind, Henriette 17. 11. 1890 in Betzdorf/Sieg, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Bad Ems, Römerstraße 64, Tagschacht ab 04. 10. 1941, deportiert: 23. 05. 1942 nach dem Osten, verschollen im Osten.

50. Schoenberg, Emma geborene Nassauer, 21. 01. 1891 in Wehen/Taunus,Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Welterod, Tagschacht ab 04. 10. 1941, deportiert: 23. 05. 1942 nach dem Osten, verschollen im Osten.

51. Schoenberg, Hedwig, 13. 01. 1901 in Welterod/St. Goarshausen, Schneiderin, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Welterod,Tagschacht ab 28. 07. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 nach Osten, verschollen Osten.

52. Strauß, Anneliese 15. 02. 1936 in Herschbach, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Herschbach/Westerwald, Wiedstraße 8, Tagschacht ab 04. 09. 1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen im Osten.

53. Strauß, Selma geborene Strauß, 18. 11. 1897 in Herschbach/Oberwesterwald, Hausfrau, Oberlahnstein - Friedrichssegen von Herschbach, Wiedstraße 8, Tagschacht ab 04. 09.1941, deportiert: 10. 06. 1942 zum Osten, verschollen im Osten.

54. Strauß, Siegfried 10. 05. 1884 in Herschbach, Arbeiter, Oberlahnstein -Friedrichssegen von Herschbach, Wiedstraße 8, Tagschacht ab 04. 09. 1941, deportiert: 10. 06. 1941 nach dem Osten, verschollen im Osten.

(Diese Angaben wurden von Herrn Elmar Ries, Osterspai zur Verfügung gestellt.)

Die zum Teil schon sehr alten Juden (Männer und Frauen) mußten bei dem damaligen Tonwerk und der Firma Narmann (früher Emil Baer) ihren Unterhalt unter sehr schlechten Verhältnissen erarbeiten. Auch in Friedrichssegen durften diese jüdischen Mitbürger nur zu besonderen Zeiten ihre Lebensmittel im einzigen Geschäft des Ortes besorgen, weil sie mit den anderen Bürgern nicht zur gleichen Zeit einkaufen durften. Einem einheimischen Kaufmann, der den jüdischen Einwohnern des Tagschachtes Butter und Milch überließ, wurde dies fast zum Verhängnis. Er konnte sich nur durch das Untertauchen vor entsprechender Verfolgung retten, als man ihn zur Anzeige über das verbotene Tun gebracht hatte. Zur Kennzeichnung in amtlichen Unterlagen führten Männer und Frauen zu ihren Geburtsvornamen auch noch einen typischen jüdischen Vornamen. Diese waren für alle Juden gleich. Diese jüdischen Mitbürger waren gezwungen einen gelben Judenstern mit der Aufschrift "Jude" zu tragen. Die Eltern des Chronisten sagten immer: "Diese Juden tragen doppelte Last. Ihr schweres und ungewisse Schicksal und den Judenstern." Mit diesen jüdischen Mitbürgern wohnten auch noch andere Friedrichssegener Familien auf dem Tagschacht. In den Beiträgen zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland - Pfalz, Heft Nr. 8 - 3/94 findet man einen Artikel von Elmar Ries, Osterspai, Vom Leben und Leiden der Fanny Königsberger aus Bad Ems. Frau Fanny Königsberger, geboren 1866, lebte fast 75 Jahre in Bad Ems und wurde am 12. 8. 1941 zum jüdischen Arbeitslager Friedrichssegen transportiert. Ein Jahr hat sie dort leiden müssen, bevor sie mit vielen anderen (zuvor aufgeführten Leidensgefährten) zum Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt wurde. Drei Tage vor dem Abtransport nach Theresienstadt schrieb Frau Königsberger einen Brief an ihre beste "arische" Freundin mit folgendem Wortlaut:

den 25. 8. 42
Meine liebe Johanna !

Nun wird es ernst, Freitag kommen wir hier weg, vorerst 3 Tage nach Theresienstadt, resp. erst nach Frankfurt. Mein fester Entschluß war, heute Abend Schluß zu machen und am Freitag mein Grab in Ems zu beziehen, aber selbst das wird mir Pechvogel zunichte gemacht, weil die Sache zu plötzlich kam, ich wollte die Familienbilder etc. noch bergen und konnte Louis bei der Unmasse Arbeit nicht noch zumuten nach Ems zu fahren und für mein Leichenbegräbnis alles zu erledigen. Wie ernst es mir war, kannst Du daran ersehen, daß ich bereits meine sämtlichen Wollsachen an Edith schickte, mein Costüm, meine Ledertasche etc.und heute noch nicht ein Paar warme Strümpfe habe, wenn ich weg gehe, dabei darf man nur eine Wolldecke oder Steppdecke mitnehmen, nicht einmal ein Deckbett, das halte ich selbstverständlich nicht aus und sonst nur das allerwenigste, alles andere muß zum verschleudern hier bleiben! Zum Beisp. Vorschrift ist 1 Bettuch, 1 Kissen und 1 Bezug etc., dabei bin ich 3 gewöhnt! Für die Kinder bin ich ja sowieso gestorben, vorerst kann man sich noch nicht einmal schreiben, Louis hörte allerdings in Koblenz in 14 Tagen soll Postverbindung eröffnet werden.
Nun zum Hauptzweck meines Schreibens. Ich ließ heute durch einen Herrn Wagner (Bilder dieses Herrn Wagner sind in Archiv über das Bergbaudorf Friedrichssegen vorhanden) unter seinem Namen ein großes Paket an Dich abgehen. Der Inhalt ist für Euch, nur das Früchstückskörbchen hebt für die Kinder auf, weil davon noch ein zweites da ist und die Zuckerzange, beides stammt noch von meinen Eltern. Hede soll das Flacon in Ehren halten, mein Vetter Morris aus New York hat es mir seiner Zeit extra telegraphisch aus Böhmen kommen lassen, es soll etwas besonderes im Schliff sein. Ich schicke Dir einl. mein erstes Rezept, welches mir sehr gut bekommen ist; von den Paryltabletten ließ mich Dr. P. morgens nüchtern eine und eine Stunde vor dem Nachtessen eine nehmen, während auf der Packung 6 pro Tag steht. Vitamerton nahm ich 3mal täglich ein Teelöffel voll. Es bekam mir viel besser als Dein Mittel und auch ein anderes von Dr. P. Kannst ja Dr. Barthels mit bestem Gruß von mir das Rezept zeigen.
Nun sage ich Euch ein herzliches, inniges Lebewohl, ich werde Euch wohl nicht wieder sehen!
Seid von Herzen umarmt und geküßt
von
Eurer DEI.

Diesen Brief schrieb Frau Königsberger auf dem Tagschacht in Friedrichssegen.

Für diese Chronik ist daher wohl der besondere Abschnitt "Der Ort des Briefes von Frau Fanny Königsberger" von wesentlicher Bedeutung, da er nicht nur auf die Örtlichkeit von Friedrichssegen eingeht, sondern auch die Ängste und Nöte, ja auch die seelische Folterung der hierher verschleppten jüdischen Mitbürger wiedergibt. Er soll daher auch in vollem Wortlaut wiedergegeben werden. "Am 25. August 1942 hatte Fanny Königsberger ihren verzweifelten Abschiedsbrief aus Friedrichssegen geschrieben. Was wissen wir von diesem Ort, an dem die jüdischen Mitbürger von Bad Ems und ihrer weiteren Umgebung als Zwangsarbeiter isoliert in einem Lager mindestens ein Jahr fristen mußten. Wie hat sich die inzwischen 75jährige Fanny Königsberger, die aus einem kultivierten und wohlhabenden Haus stammt, dort gefühlt? Als geeigneten Ort für die Zusammenführung der jüdischen Mitbürger vor ihrer endgültigen Deportation in die Vernichtungslager fanden die Nazis das Tagschachtgelände oberhalb von Friedrichssegen, in dem bis 1913 Erz abgebaut worden war. Dort hatten danach ärmere Schichten der Bevölkerung gewohnt, die nicht in der Lage waren, Miete zu zahlen. Entsprechend primitiv waren die hygienischen Verhältnisse in den vier Wohnblocks mit je sechs dürftigen Wohnungen. Die Toiletten befanden sich außerhalb der Häuser, die auch kein fließendes Wasser hatten. Nachdem man den jüdischen Menschen ihre eigenen Wohnungen und Häuser weggenommen hatte, mußten sie nun die elenden Behausungen auf eigene Kosten herrichten. Kaum einer der Lahnsteiner Geschäftsleute wollte ihnen helfen, die teilweise unbewohnbaren Zustände zu beseitigen - oder hatte die Zivilcourage dazu. Ein Geschäftsmann mußte extra aus Koblenz kommen, um zu helfen. Etwa 60 Personen, es waren in der Mehrzahl Frauen und ältere Menschen, mußten ab Juli 1941 dort hausen. Sie waren gezwungen, hart bei dürftiger Kost in den Friedrichssegner Ton- und Klinkerwerken von morgens bis abends zu arbeiten; das Streichen von Ziegelsteinen war eine besondere Aufgabe für sie. Zwangsarbeit war auch in der ehemaligen Baer´schen Schrotthandlung zu Friedrichssegen zu verrichten, bis diese geschlossen wurde. Einen besonders weiten Weg hatten täglich die jüdischen Zwangsarbeiter zu ihrer Arbeitsstelle zurückzulegen: Tagschacht - Kölsch Loch - Neue Welt - Friedrichssegen. Er war 4 km lang und hatte einen Höhenunterschied von 120 Metern. In Friedrichssegen wäre eine Abkürzung der Strecke möglich gewesen; die Einheimischen überquerten einfach die Geleise. Das aber war den Zwangsarbeitern streng verboten; ihnen war ein erheblicher Umweg vorgeschrieben. Am Morgen mußten sie singend, um jede Unterhaltung zu unterbinden, ins Tal hinunterziehen. Dieser Hinweg dauerte 45 Minuten lang. Am Abend stiegen die Ermatteten eine Stunde lang bergauf. Bei Dunkelheit mußte ein Zwangsarbeiter eine Laterne voraustragen. Die Einwohner von Kölsch Loch und der Neuen Kaserne steckten den geplagten Menschen gelegentlich etwas zu essen und zu trinken zu. Schwieriger war an manchen Tagen der Marsch durch Friedrichssegen. Oft wurden die jüdischen Bürger von Einheimischen lauthals mit Dreckjuden","Saujuden" oder "dreckiges Jundenpack" angepöpelt, was die überlebende Hilde Emmel noch in schmerzhafter Erinnerung hat. Menschliche Dramen spielten sich in Friedrichssegen ab. Es kam zu der Selbsttötung eines Verzweifelten. Sogar ein Achtzigjähriger aus Weyer hatten die Schergen des Unrechtssystems dorthin verschleppt; er starb nach weniger als einem Monat Aufenthalt am 14. Dezember 1941. Eine unwürdige Lebenssituation hatte man diesen jüdischen Opfern zugemutet und sie arbeitsmäßig ausgebeutet. Es fehlte an ausreichenden Lebensmitteln, so daß vor allem die Juden, die keine Lebensmittelkarten erhielten, auch hungern mußten. "Privilegierte" Juden, die mit einem "Arier" verheiratet waren, hatten es da etwas besser. Wie trostlos und entwürdigend muß dieses Leben für die stolze und gebildete Fanny Königsberger gewesen sein, die ihr Leben lang an gute Verhältnisse in Bad Ems gewöhnt war! Wie bitter war es für sie, ihren Lebensabend in dieser Isolation verbringen zu müssen - kommandiert, schikaniert, verhöhnt und womöglich noch geschlagen von fanatischen Nazis. Wie groß muß ihre Angst vor dem damaligen Terror des damaligen Regimes gewesen sein, den sie ein ganzes Jahr hier hatte erdulden müssen? Und dabei konnte Sie keinerlei Hoffnung auf eine Besserung ihrer Lebensverhältnisse haben."

Zu diesem Bericht wäre einiges zu berichtigen, was aber in keinen Verhältnis zu dem steht, was man damals den jüdischen Mitbürgern, Menschen wie wir alle, zu gefügt hat, den Tod.

Den Opfern zum Gedenken den Lebenden zur steten Mahnung

steht auf dem mittelsten von drei Gedenksteinen des Mahmals gegen das Vergessen der Untaten am jüdischen Volk , welches am 24. 11. 1996

hier eingeweiht wurde. Auf den drei Gedenksteinen sind die Namen der jüdischen Mitbürger festgehalten, die von Friedrichssegen aus in die Konzentrationslager im Osten transportiert wurden und die dort zu Tode kamen. Dieses Mahnmal wurde aufgrund entsprechender Aktivitäten von Schülern der Realschule Lahnstein errichtet, die diese über einen Zeitraum von 4 Jahren betrieben hat. Elmar Ries, Osterspai, von der christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit, der eingehend den Werdergang dieses Mahnmals in "Sachor", Beiträge zur jüdischen Geschichte und Gedenkstättenarbeit in RheinlandPfalz, Ausgabe 1/97 Heft 13. beschreibt, gab dieser Beschreibung daher den Titel Von der Klasse zum Mahnmal.

Nach dieser Zeit wurde der Tagschacht vollkommen von der Zivilbevölkerung geräumt. Die Stadt Oberlahnstein begann mit der Herrichtung einer Unterkunft für Ostarbeiter. Bevor jedoch der Tagschacht neu belegt wurde, beschlagnahmte die Wehrmacht das Tagschachtgelände und richtete auf dem ehemaligen Sportplatz des SV Rot-Weiß einen Sprengübungsplatz für die Koblenzer Pioniere ein. Die noch verbliebenen Wohnungen wurden von den Pionieren aus Koblenz renoviert und umgebaut zu Unterkünften für Teilnehmer an Sprengübungen. Die Wohnungen waren durch die Renovierung durch die Deutsche Wehrmacht in einen verhältnismäßig guten Zustand versetzt worden. Daher konnten dann nach dem Ende des 2. Weltkrieges (1945) Mitglieder der NSDAP und ihre Familien zwangsweise, als Strafe, angesiedelt werden. Friedrichssegen selbst wurde im 2. Weltkrieg von Bomben getroffen, wobei das Haus Knopp/Dommermuth am Olsborn zum Teil zerstört wurde. Unmittelbar an der Neuen Kaserne fielen 3 Bomben, trafen das Haus aber nicht. Alle Fensterscheiben wurden zu Scherben. Diese Kriegseinwirkungen führten dazu, daß alte Bergleute noch einmal  zeigen konnten, was ihre Beruf gewesen war. In Ahl hinter dem Wiegehaus (heute Haus Berger) und am Wasserhäuschen an der Neuen Welt bohrten diese alten Bergleute sich in den Berg und bauten Luftschutzkeller der besten Art, die auch von vielen Lahnsteinern und Koblenzern benutzt wurden. Zur Vervollständigung hierzu sei noch gesagt, daß zu dieser Zeit der Felix-Stollen im Kölsch Loch als Luftschutzbunker auch von Ortsfremden benutzt wurde. Die deutschen Städte und Dörfer gerieten immer mehr unter den Bombenhagel der Engländer und Amerikaner. Dabei wurden immer mehr Wohngebäude zerstört. Die Bevölkerung mußte anderweitig untergebracht werden. Eine Maßnahme dazu war, daß man weit entfernt der größeren Städte, sogenannte "Behelfsheime" errichtete und dann "Ausgebombte", so nannte man die betroffenen Bürger, in diese "Behelfsheime" einwies.

Auch in Friedrichssegen errichtete man auf dem Ahlerhof und zwischen Ahl und der Neuen Welt solche Heime. Heute erinnert nur noch das Anwesen Korn (früher Stobutzki) an diese Zeit. Alle anderen "Behelfsheime" mußten mittlerweile schon wieder anderen Häusern weichen. In den letzten Kriegstagen vom 20. bis 27. März 1945 wurde hier mit den amerikanischen Streitkräften gekämpft, wobei der Ortsteil Ahl heftig mit Artillerie beschossen wurde. Dabei wurde die junge Martha Schultes, aus der Neuen Kaserne, auf der Straße, vor dem heutigen Hause Berger, durch einen Arisplitter am Kopf getroffen und verstarb im Lazarett in Nassau. Dort wo heute die evangelische Kirche steht, war in den letzten Kriegstagen eine Artilleriestellung der Deutschen Wehrmacht eingerichtet. Diese Aristellung, die den amerikanischen Truppen, durch ihre Treffsicherheit, viele Verluste bereitete, war dann auch wohl die Ursache der schweren Kämpfe, bei denen es dann auch auf beiden Seiten zu erheblichen Verlusten kam.

Die gefallenen deutschen Soldaten, waren an den Kampfstätten beerdigt worden. Später hat man sie in einem gemeinsamen Grab an der katholischen Kirche würdig beigesetzt. Nach der Schaffung des neuen Friedhofes hinter der Schule, wurden sie dann nach dort umgebettet. Einige Soldaten wurden im Lauf der Zeit von ihren Angehörigen in die Heimat der Gefallenen überführt und dort endgültig begraben.Aus diesem schrecklichen Kriege sind 29 Friedrichssegener nicht mehr heimgekehrt.

Gefallen sind:

Alois Zimmer Wilhelm Kreidel
Josef Hewer Günther Dünschmann
Willi Michelbach Josef Kunz
August Theis Walter Zobel
Robert Wagner Waldemar Schmidt
Hermann Wagner Erich Lautz
Georg Vancetta Franz Seck
Karl Laux Wilhelm Goldschmiedt
Paul Dommermuth Hans-Dieter Schrottky
Harry Unterberger Martha Schultes

Vermißt sind:

Alfred Becker Werner Kaiser
Albert Michelbach Willi Schultes
Peter Cerwinski Heinrich Feldpausch
Josef Becker Johann Loos
Karl Ernst Nägler Rudolf Zimmer

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Foto ©EmaeS

Das Ehrenmal

An diese Männer (19 sind gefallen und 10 als vermißt gemeldet) und 1 Frau wird auf unserem Ehrenmal erinnert.

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